Comeback zum 100. Geburtstag
Mehr als vier Jahrzehnte ist kein Zug mehr über die Gleise der sogenannten Siemensbahn im Nordwesten der Hauptstadt gerollt. Seit der Stilllegung im Jahr 1980 fristen die drei Unterwegs-Halte Wernerwerk, Siemensstadt und Gartenfeld ihr Dasein als Geisterbahnhöfe und tausende Tonnen Stahl der Hochbahnanlage rosten vor sich hin. Die Natur hat sich in der Zwischenzeit weite Teile der viereinhalb Kilometer langen S-Bahnstrecke zwischen den Berliner Stadtbezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau zurückerobert und längst hat auch Vandalismus hier und da deutliche Spuren hinterlassen.
Impressionen von 2024
Element überspringenKaum zu glauben, dass hier die S-Bahn im Berufsverkehr einst im Fünf-Minuten-Takt unterwegs war. Geplant und ab 1927 in einer Rekordzeit von nur drei Jahren gebaut wurde die Bahnstrecke, um die Mitarbeitenden des Siemens-Konzerns schnell und bequem zum Werksgelände zu befördern. Ende der 1890er Jahre hatte das expandierende Elektrounternehmen mit dem Bau von Industrieanlagen und Wohnquartieren begonnen – seit 1914 heißt das im Stadtbezirk Spandau gelegene Areal offiziell „Siemensstadt“.
Impressionen aus der Bauphase 1927-1929
Element überspringenAuch den Bau der zweigleisigen, elektrifizierten Bahntrasse zwischen den S-Bahn-Stationen Jungfernheide und Gartenfeld sowie die Ausrüstung der Bahnhöfe übernahm Siemens. Die Deutsche Reichsbahn war für den Betrieb zuständig, der im Dezember 1929 aufgenommen wurde.
Impressionen nach der Fertigstellung 1929
Element überspringenZentral für die Siemensbahn ist das rund 800 Meter lange Stahlviadukt, auf dem sich der S-Bahnhof Wernerwerk befindet. Nach Nordwesten schließt ein Bahndamm Richtung Gartenfeld an. In Richtung Südosten verläuft die Trasse über zwei Spreequerungen bis zum S-Bahnhof Jungfernheide – mit Anschluss zur Ringbahn.
Mit Ausnahme kriegsbedingter Unterbrechungen war die Siemensbahn rund 50 Jahre in Betrieb. Mit dem Niedergang der S-Bahn in West-Berlin wurde die Strecke im September 1980 stillgelegt.
Impressionen von 2024
Element überspringenDem zunehmenden Verfall preisgegeben, überdauerte sie die Zeit bis heute als ein wichtiges Stück Industrie- und Eisenbahngeschichte Berlins, das seit 1995 zum Teil unter Denkmalschutz steht.
Wachgeküsst nach 40 Jahren Dornröschenschlaf
Seit die Siemens AG im Jahr 2018 entschieden hat, auf dem Industriegelände des Spandauer Ortsteils Siemensstadt einen Campus für Forschungszwecke – die Siemensstadt Square – zu errichten, ist die Reaktivierung der Siemensbahn beschlossene Sache. Der Wiederaufbau gehört zu den Infrastrukturmaßnahmen des Verkehrsprojekts i2030 (externe Webseite), mit dem die Länder Berlin und Brandenburg, die DB und der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg den Ausbau der Schiene in der Hauptstadtregion gemeinsam vorantreiben.
Vor gut vier Jahren berichtete DB Welt bereits darüber, dass bald Schluss mit dem Dornrder Siemensbahn ist. Anfang 2024 unterzeichnete das Land Berlin weitere Finanzierungsverträge. Damit ist nun nicht nur die Kostenübernahme für die bereits erfolgten ersten Planungsphasen gesichert, sondern es stehen auch Mittel für bauvorbereitende und erste Baumaßnahmen bereit. Denn der Zeitplan ist eng gesteckt: Baubeginn zur Reaktivierung der Siemensbahn soll 2026 sein. 2029 – zum 100. Jubiläum der Inbetriebnahme – sollen zwischen Jungfernheide und Gartenfeld erstmals wieder die Züge der Berliner S-Bahn fahren.
Impressionen vom „Festival of Lights“ 2024
Element überspringenEinen Vorgeschmack auf den Farbton, in dem das markante historische Stahlviadukt künftig erstrahlen wird, gab bereits eine Lichtinstallation beim „Festival of Lights“ im Oktober 2024. Nach intensiven Recherchen und Abstimmungen mit dem Landesdenkmalamt Berlin wurden zwei Blautöne als die originale Farbgebung des Bauwerks identifiziert. Diese Farbpalette soll bei der Sanierung wiederhergestellt werden.